Systemik und Psychotherapie
Die Systemische Therapie ist ein neuerer therapeutischer Ansatz, der sich mit dem Denken, Fühlen und Verhalten von Menschen in ihren partnerschaftlichen, familiären, beruflichen, organisationalen und kulturellen Umwelten beschäftigt. Die systemische Therapie hat sich ursprünglich aus der Familientherapie entwickelt und wird heute mit einer Vielzahl von Methoden in der Arbeit mit Einzelnen, Paaren, Familien und Gruppen angewandt. Sie baut auf modernen Konzepten der Systemtheorie auf, die sich mit dem Aufbau, den Funktionen und den Wechselwirkungen sich selbst organisierender (autopoietischer) Systeme beschäftigt. Diese psychischen, sozialen und biologisch-neuronalen Systeme sind zwar voneinander abgegrenzt, doch bedingen sich wechselseitig. Die systemische Perspektive rückt diese dynamischen Wechselwirkungen ins Zentrum ihrer Betrachtung, um das Individuum und seine psychischen Symptome angemessen verstehen zu können.
In der systemtherapeutischen Arbeit geht es darum, den Klienten mit seinem „Problemverhalten“ (den gezeigten Symptomen) im Kontext seiner Beziehungen und seiner Umgebung zu sehen. Probleme oder Symptome werden als individuelle Lösungsversuche für bestimmte Ziele betrachtet. Die Symptome, die ein Mensch zeigt, sind nach Wilhelm Rotthaus das „Ergebnis von krankheitserzeugenden- und aufrechterhaltenden Beziehungsmustern im Kontext der wichtigen Bezugspersonen“. Psychische Erkrankungen werden aus dieser Perspektive als Störung der System-Umwelt-Passung betrachtet.
Als fundamentale Grundhaltung ergibt sich daraus der Respekt vor der Autonomie und Selbstreferenzialität unserer Klientinnen und Klienten, Wertschätzung ihrer bisherigen Lösungsversuche für ihre Probleme und Achtsamkeit gegenüber ihren Anliegen. Wir verstehen sie deshalb als Expertinnen und Experten für ihre eigenen Themen und Probleme und vor allem für das Finden ihrer eigenen Lösungen.
Unsere therapeutische Aufgabe sehen wir darin, alternative Problemlösungsprozesse anzustoßen und unsere Klientinnen und Klienten in diesen Prozessen zu begleiten. Dies bedeutet auch, dass wir die Verantwortung für Veränderungen bei unseren Klientinnen und Klienten belassen.